Projekte - Honda CB 500 Four - Testbericht
Fabrikat:
Honda
Typ:
CB 500 Four
Leistung:
48 PS bei 9000 U/min
Fahrzeugart:
Motorrad
Hubraum:
498 ccm
Baujahr:
1972
Batterie:
12V 14Ah
Gewicht:
202kg
Vmax:
180 km/h
Testbericht Honda CB 500 Four
Im Jahre 1968 wurde die Honda CB 750 Four erstmals auf der Tokyo Motor Show
vorgestellt und als Meilenstein in der Motorradgeschichte bezeichnet. Es dauerte nur ein
paar Jahre bis ihre kleine Schwester auf den Markt kam: die CB 500 Four.
Optik
Man merkt schon an dem Erscheinungsbild, dass die kleine Four nach dem Vorbild der
750 Four gestaltet wurde. Markant ist auch hier der Vierzylinder-Reihenmotor mit den 4
nach hinten strebenden Auspuffrohren. Der Luftfilter versteckt sich geschickt hinter den
Kunststoff-Seitendeckeln, in denen auch die Batterie und einige Elektronik Platz findet.
Der tropfenförmige Tank ist kompakt gehalten und fügt sich mit der Sitzbank zu einer
stimmigen Optik ein. Einige Chromteile wie die Schutzbleche oder viele Zierelemente an
Tacho und Drehzahlmesser werten den Eindruck auf und vermitteln aus welcher Zeit
dieses Vehikel stammt: aus einer Epoche, in der Chrom noch echter Stahl war!
Die Front ist mit dem runden Scheinwerfer und den zwei Instrumenten sehr gut gelungen - wären da nicht die komischen Blinker! Die auch gerne
"Eierbecher" genannten Exemplare wirken wie ein Fremdkörper an dem sonst so harmonisch daherkommenden Motorrad.
Insgesamt wirkt das ganze Motorrad schön kompakt, aber nicht zu zierlich. Auch die Reifendimension ist passend gewählt, wenn auch der 110er
Hinterreifen nach heutigen Maßstäben fast mikroskopisch erscheint.
Verarbeitung
Viel gibt es zur Qualität nicht zu sagen. Die Tatsache, dass einige dieser Maschinen schon
über 40 Jahre alt sind und teilweise immer noch wie am ersten Tag laufen, spricht
wahrscheinlich für sich! Der Motor ist bei richtiger Wartung nicht kaputt zu kriegen!
Schwachstellen sind hier höchstens bei der etwas schwachen Kupplung zu spüren. Ein
Problem sind jedoch die Ventilführungen, da in der Produktion die Buchsen falsch bzw.
schräg gebohrt wurden und es zu Problemen kommen kann.
Am Rahmen sind keine wirklichen Problemzonen, nur im Auspuff sammelt sich gerne mal
etwas Wasser und führt gelegentlich dazu, dass sich Prallbleche oder Schalldämpfer
lösen, und bei jedem Schlagloch laut gegen die Außenhülle schlagen. Auch die Kunststoff-
Seitendeckel können reißen, wenn man sie unsanft aus den Halterungen zieht.
Technische Daten
Der stehend eingebaute Viertakter entsprach damals dem neusten Stand der Technik. Eine kettengetriebene, obenliegende Nockenwelle betätigt
über Kipphebel zwei Ventile pro Brennraum. Mit den vier Keihin-Kolbenschiebervergasern leistet der Motor ganze 48 PS und 40,2Nm Drehmoment.
Immerhin entspricht das einer Literleistung von 96PS!
Die Leistung liegt eher in höheren Drehzahlen an, obwohl schon relativ früh hochgeschalten werden kann. Weitergegeben wird die Kraft mit einem
5-Gang Getriebe über eine Rollenkette an das 110er Hinterrad.
Das Gewicht von 202kg ist nicht zu hoch und lässt sich beim Manövrieren im Stand gut halten. Auch die Sitzposition mit 80cm verspricht sicheren
Stand beim Ampelstart. Der Tank besitzt ein Fassungsvermögen von insgesamt 14 Litern. Bei einem Spritverbrauch von 6L auf 100km ist die
Kapazität leider schnell aufgebraucht.
Üblich für eine 48PS Maschine ist die Höchstgeschwindigkeit von 180km. Auch die Beschleunigung liegt bei gut verdaulichen 5,5 Sekunden.
Fahrwerk
Auch wenn man ein späteres Modell besitzt, muss einem klar werden, dass dieses Motorrad mit der Technik aus den frühen 70ern ausgestattet ist.
So ist zum Beispiel die Schwinge mit einfachen Gleitlagerbuchsen ausgestattet oder die Front stützt sich auf dünnen 35mm Standrohren.
Entsprechend ist das Fahrgefühl bei Unebenheiten oder nicht allzu perfekter Straße. Auch wenn die Honda hoppelt und springt, hat man aber nie
ein unsicheres Gefühl. Bei langen Kurven bleibt man sicher in der Spur und die Bremsen verrichten ihre Arbeit ausreichend. Eine wirklich lohnende
Investition ist eine Doppelscheibenanlage vorn.
Motor, Getriebe
Der Reihenzylinder ist eine äußerst stabile Konstruktion, die nur mit geringer Wartung
viele tausend Kilometer hält. Trotz der sehr kompakten Bauweise ragen die Motordeckel
an den beiden Enden der Kurbelwelle relativ weit nach außen, die beim Stehen an der
Ampel mit den Beinen in Konflikt kommen können. Auch die Knie können bei größeren
Fahrern schon mal am Zylinderkopf aufgeheizt werden - im Winter ein großer Vorteil.
Das Getriebe macht einen guten Eindruck, die Gänge lassen sich mit Gefühl weich
einlegen. Leider kann es vorkommen, dass nach einiger Zeit der Simmerring an der
Schaltwelle schlapp macht und dadurch Öl verliert. Diese Dichtung kann man aber von
außen ohne großen Aufwand wechseln.
Fahrleistung
Wenn man sich zum ersten Mal auf den Sattel schwingt, sucht man wahrscheinlich erstmal das Zündschloss. Der unübliche Platz direkt vor dem
Motor und unter dem Tank hat aber etwas nostalgisches und lässt sich mit der linken Hand ordentlich bedienen. Gestartet wird das Aggregat per
Elektrostarter oder ganz im alten Stil mit Kickstarter. Der Choke (eigentlich nur ein Hebel, der die Luftzufuhr zum Vergaser schließt) ist etwas
umständlich, lässt den Motor beim Kaltstart aber nicht hängen. Bei diesem alten Eisen ist warmfahren angesagt! Also erstmal ein paar Kilometer im
Drehzahlkeller bleiben und die Aussicht auf die zwei grün hinterlegten Rundinstrumente genießen. Sobald aber das Öl Betriebstemperatur erreicht
hat, darf beherzt am Quirl gedreht werden, denn drehfaul ist der Motor allemal nicht! Nur
der Gasdrehgriff ist mit seiner langen Übersetzung gewöhnungsbedürftig. Man muss
schon einen ordentlichen Winkel mit dem rechten Arm zurücklegen, bis die Drehzahl
höher steigt. Zwischen 3 und 5 Tausend Umdrehungen merkt man ein kleines
Leistungsloch, was sich beim starken Gasgeben bemerkbar macht.
Souverän lässt sich die Maschine auch um engste Kurven lenken, ohne das Gefühl zu
haben, man sitze auf einen störrischen Esel. Man hat fast das Gefühl, die Maschine kippt
geradezu in die Kurven, was wahrscheinlich am etwas höheren Schwerpunkt liegt.
Die Akustik während des Fahrens ist grandios! Das anfängliche bollern geht mit
zunehmender Drehzahl in ein röhren über und wandelt sich zum Schluss in ein brüllen
um, begleitet von einem leichten Saug-Geräusch. Dieser Klang aus den vier Tüten kann
süchtig machen!
Wartung
Man merkt dass dieses Motorrad noch so entwickelt worden ist, dass der Besitzer selber Zündkerzen oder Glühbirnen wechseln kann.
Eigentlich ist fast alles gut zugänglich und ohne großen Aufwand zu bewerkstelligen: Ventilspiel einstellen ist ohne Spezialwerkzeug dank der
Kipphebel kein Problem, auch die Vergaser sind relativ einfach aufgebaut und selbst die überschaubare Trommelbremse hinten lässt sich mit ein
bisschen Kenntnis warten.
Nur die vier Auspuffrohre sind oft im Weg. Man muss zum Beispiel die halbe Anlage abbauen, um das Hinterrad ausbauen zu können.
Fazit
Diesem Klassiker verzeiht man die kleinen Macken gerne, denn Spaß macht die Fahrt auf dem Bock allemal! Das geringe Gewicht und das super
Handling verschaffen der kleinen Schwester sogar einen Vorteil gegenüber der 750er. Der Motor ist ein echtes Kraftpaket, welches sich im unteren
Drehzahlbereich spielend bewegen lässt und im oberen Bereich ein kleines Monster entfesselt!
Wer einen Klassiker als Wertanlage sucht, ist mit diesem Zweirad bedient!
Text: Felgenputzer