Projekte - MZ RT 125 - Testbericht
Fabrikat:
MuZ
Typ:
RT 125
Leistung:
15 PS bei 9000 U/min
Fahrzeugart:
Leichtkraftrad
Hubraum:
124 ccm
Baujahr:
2002
Batterie:
12V 9Ah
Gewicht:
133kg
Vmax:
ca. 110 km/h
Testbericht MZ RT 125
Die MuZ RT 125 wurde ab 2000 gebaut und wird heute für unter 2000€ häufig im Internet angeboten.
Optik
Im Allgemeinen ist sie sehr klassisch aufgebaut. Ihre Optik ähnelt den Naked-Bikes. Sie besitzt einen
Rundscheinwerfer, zwei runde, verchromte Instrumente, einen großen, runden Tank und eine
durchgehende Sitzbank. MZ beschreibt das Modell: „Die MZ RT 125 sieht genau so aus, wie ein
Motorrad aussehen würde, wenn man es fragen würde, wie es gern aussehen würde.“
Mit ihren breiten Rädern und der üppigen Sitzbank sieht sie schon fast wie ein großes Motorrad aus.
Verarbeitung
Weil die Montage der Modelle in Deutschland erfolgte, ist die Verarbeitung gut bis sehr gut. Der Motor
ist eine komplette Eigenentwicklung der Zschopauer. Die Tragenden Rahmenteile wurden gut
verschweißt. Bei meiner RT fiel mir nur eine schlechte Schweißnaht am hinteren Haltebügel auf.
Bei den ersten Modellen bis 2002 gab es ein Problem mit dem Seitenständer. Bei zu starker Belastung
brach dieser aus dem Rahmen oder knickte ein. Ab 2002 wurden aber diese Mängel behoben, wie
auch der Sitzbankbezugs-Kleber, der sich bei Feuchte verfärbte. Also lieber nach Modellen ab dem
Baujahr 2002 Ausschau halten.
Der Tank, das Schutzblech und die Seitendeckel sind aus Kunststoff gefertigt. Dies hat einen
Gewichtsvorteil und man braucht sich keine Gedanken über Rost machen!
Technische Daten
Die RT hat meiner Meinung nach eine sehr gute Größe für Einsteiger. Sie wirkt mit ihren Radstand von 1355mm nicht zu klein und ihre Sitzhöhe
von 770mm ist auch für kleinere Personen kein Problem. Wenn sie dennoch zu hoch ist, kann man sie mit einem einstellbaren Zentralfederbein
einstellen.
Im fahrbereiten Zustand wiegt die RT 133kg. Die satten 187kg möglicher Zuladung lässt manch anderes Motorrad alt aussehen.
Wie schon erwähnt ist der wassergekühlte 4-Takt-Motor eine Eigenentwicklung von MZ. Mit zwei über eine Kette gesteuerten obenliegenden
Nockenwellen werden die 4 Ventile betätigt (DOHC). Der Motor reizt die zulässigen Leistungsdaten voll aus. Mit echten 15 PS bei 9000 U/min
und den 11,7 Nm bei 8500 U/min sorgt das Triebwerk für genügend Leistung.
Die elektrische Anlage arbeitet mit 12V und der Scheinwerfer leuchtet mit einer H4 Lampe ordentlich die Straße aus.
Fahrwerk
Das Fahrwerk ist damals schon auf einen sehr hohen Level gewesen. Auch heute glänzt es noch mit
einem einstellbaren Zentralfederbein an einer Kastenschwinge hinten und einer dicken Teleskopgabel
vorn. Die Scheibenbremse vorn mit 280mm Durchmesser und hinten mit 220mm Durchmesser werden
jeweils mit einer schwimmend gelagerten 2-Kolben Bremsanlage gestoppt.
Schon bei der ersten Bremsung war ich über die Bissigkeit der Bremsen überrascht. Mit nur wenig
Druck am Handhebel verzögert die Bremsanlage schon kräftig. Das Fahrwerk bügelt auch unebene
Fahrbahnen aus, wobei die Telegabel etwas zu weich abgestimmt ist.
Motor, Getriebe
Der Motor ist mit einem Elektrostarter ausgerüstet. Der Choke an der linken Lenker-Amatur ist bequem angebracht. Mir fiel jedoch auf, dass beim
Kaltstart der Motor etwas Probleme mit der Standgas-Drehzahl hat. Angesprungen ist er immer sofort, jedoch darf man den Gasgriff nicht
unangetastet lassen, weil sonst der Motor wieder ausgeht. Ist man erst einmal losgefahren, kann man den Choke schon bald wieder entfernen.
Nach dem Warmfahren hängt das Aggregat gut am Gas und giert förmlich nach Drehzahl.
Trotz Ausgleichswelle vibriert der Motor bei hoher Drehzahl stark.
Das Getriebe macht insgesamt einen guten Eindruck. Der Leerlauf findet sich dank Anzeige leicht. Bei niedriger Drehzahl rasten die Gänge
jedoch etwas hakelig. Erst beim Loslassen der Kupplung finden sie ihren Rastpunkt. Am Anfang ist mir auch schon mal ein Gang rausgerutscht,
weil er nicht richtig betätigt wurde.
Fahrleistung
Mit 8,86 kg pro PS kann man im Verkehr gut mit schwimmen. Natürlich hat der Motor nicht die „Bissigkeit“ wie ein 2-Takter, verhält sich im
Gegensatz zu anderen 4-Takt-125ern aber sehr drehfreudig und agil.
Offen läuft die RT ca. 120km/h. Die Maximalgeschwindigkeit hängt aber stark von Wind und Straße ab. Der Motor dreht bis zu 10500 U/min und
ab 7000U/min legt der Motor noch mal richtig einen drauf! Man spürt bei ebender Fahrbahn richtig, wie sich die Leistung steigert. Bei 9000 lässt
die Leistung dann wieder etwas nach, wobei man nur selten so hochtourig fahren muss, denn
brauchbar wird die Leistung schon bei 5000. Der Durchzug im 6. Gang ab 50km/h fällt aber etwas
langsam aus.
Für die gedrosselte Version braucht man ein spezielles Steuergerät und einen Radsensor. Das
bedeutet, dass der Motor nicht auf PS gedrosselt ist, sondern auf Drehzahl am Hinterrad. Doch leider
wurde gleichzeitig die maximale Drehzahl des Motors beschränkt. Bei 7000 U/min greift in jedem Gang
eine Sperre ein und der Motor stottert ein wenig. Mit der Drossel kann man ca. 90 km/h fahren.
Langstreckenfahrten sind mit der RT kein Problem. Nicht umsonst wird das Modell auch als „Tourer“
angeboten, die sich mit Seitenkoffern und einen Sturzbügel auszeichnet. Vor allem die Sitzbank bietet
genügend Komfort für mehrere Stunden Fahrt. Auch der flache Lenker und die Fußrasten mit einem
moderaten Kniewinkel tragen zur Reisetauglichkeit bei.
Wartung
Unkomplizierte Wartungsarbeiten lassen sich an der RT einfach selber ausführen. Durch ihre noch relativ einfache Bauweise ist vieles gut
zugänglich, sodass man nicht erst 135 Platstikeinzelteile abbauen muss, um an die Zündkerze zu kommen. Arbeiten am Triebwerk (wie z.B.
Ventilspielkontrolle) sollten dennoch von einer Fachwerkstatt ausgeführt werden.
Ersatzteile finden sich bei ein paar Anbietern im Internet. Auch die Vertragswerkstatt kann die gewünschten Teile bestellen. Manchmal bekommt
man auch schon ein Schnäppchen bei einer “Schlachtung”.
Fazit
Den Zschopauern ist mit der MZ RT 125 ein sehr gutes Leichtkraftrad gelungen, schade, dass sie heute nicht mehr gebaut wird. Vor allem der
sehr kultivierte Motor mit einem wirklich satten serienmäßigen Sound bietet für eine 125er genügend Reserven, sodass sie bei der Konkurrenz
locker mithalten kann. Tourentauglich ist die RT allemal und sehr gut sind auch die Bremsen und das Fahrwerk.
Als negativ stellt sich die Originalkette heraus. Sie verschleißt sehr schnell und sollte gegen ein besseres Exemplar ausgetauscht werden. Auch
ein Hauptständer ist nicht vorhanden. Die Sitzbank lässt sich durch einen Seilzug abnehmen - nicht diebstahl sicher.
Text: Felgenputzer