Projekte - Simson S51 - Testbericht
Fabrikat:
Simson
Typ:
S51 B1-4
Leistung:
3,7 PS bei 5500 U/min
Fahrzeugart:
Kleinkraftrad
Hubraum:
49ccm
Baujahr:
1984
Batterie:
6V 12Ah
Gewicht:
80kg
Vmax:
min 60km/h
Testbericht Simson S51
Die früher in der DDR gefertigte Simson S51 wird heute vor allem durch ihre einfache Bauweise und ihrer hohen
zulässigen Endgeschwindigkeit angesehen. Man bekommt sie schon sehr günstig im Internet.
Optik
Das Kult-Moped besitzt eine sehr einfache Bauweise, die sich positiv gegenüber Umbauten und Bastelarbeiten
auswirkt. Die ersten Modelle (S50) wurden mit einem Buckeltank und einem Rundscheinwerfer aus Blech verkauft.
Nach Weiterentwicklungen wurde dann der Tank durch ein etwas flacheres Exemplar ausgetauscht und auch die
Scheinwerferschale wurde aus Kostengründen aus Kunststoff gefertigt. Weitere kleine Modifikationen an
Schutzblech und Tacho bildeten nun das Modell mit der Bezeichnung S51. Der Motor blieb bis auf kleine
Veränderungen (zum Beispiel Anzahl der Gänge) identisch.
Das Design ist zeitlos und ebenso einfach: Eine lange Sitzbank und ein verchromter Auspuff gepaart mit vielen
runden Beleuchtungseinrichtungen und angetrieben von einem luftgekühlten Zweitakt-Motor.
Verarbeitung
Die Verarbeitung ist wirklich sehr gut. Man könnte das kleine 50ccm-Moped für einen Panzer halten. Viele Teile sind robust
aus Stahl gefertigt. Kunststoff findet man nur sehr selten. Auch die vielen Aluminium-Gussteile, wie zum Beispiel die
Trommelbremsen, der Motor und das Getriebe, zeigen eine sehr gute Verarbeitung.
Technische Daten
Natürlich ist so ein 50ccm Moped ein wirkliches Leichtgewicht. Mit nur 80kg lässt sie sich fast durch die
Kurven heben. Dennoch hat sie eine max. Zuladung von respektvollen 180kg!
Ein luftgekühlter 2-Takt-Motor bringt 3,7PS bei 5500 U/min und 5Nm bei 4800U/min. Er arbeitet mit einem
Benzin-Öl-Gemisch von 50:1 und bei einer Verdichtung von 9,5:1. Das Aggregat beschleunigt das
Leichtgewicht ab Werk auf über 60km/h! Wegen einer Sonderregelung darf die Simson auch heute noch
mit einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 62km/h mit dem Rollerführerschein gefahren werden.
Der Motor hat einen Spritverbrauch von ca. 2,5L auf 100km und bei einem Tankinhalt von 8,7L sollte man
über 300km fahren können.
Etwas schwach fällt die elektrische Anlage aus. Der 6V betriebene Scheinwerfer leuchtet nachts die
Straße nur bedingt aus. Vom Abblendlicht kaum zu reden.
Fahrwerk
Vorne dämpft eine Teleskopgabel mit 130mm Federweg und hinten zwei Hydraulische Federelemente mit 85mm Federweg. Die Federung ist mit
hoher Beanspruchung aber schnell überfordert. An beiden Rädern bremst eine Trommelbremse mit 125mm Durchmesser. Bei richtiger Wartung
verzögern sie schon ausreichend, quietschen nach langer Standzeit aber etwas.
Das Fahrwerk wirkt zwar bei hohem Tempo etwas schwammig. Doch auch die alten Trommelbremsen stören nicht am Fahrspaß. Es ist ein tolles
Gefühl mit dem fast wie ein Fahrrad wirkendem Moped mit 60 Sachen durch eine Kurve zu brettern. Vor allem weil man keine 7 Instrumente mit
Momentanverbrauchsanzeige und Fahrwerkseinstellungen vor sich hat und gerade damit beschäftigt ist, den Sitz elektrisch in eine optimale Position
zu bringen, sodass die Füße besser durch die Fußheizung gewärmt werden.
Motor, Getriebe
Der Motor gestaltet sich als unverwüstlich. Nicht nur wegen der einfachen Bauweise des 2-Takters.
Das Getriebe ist sehr stabil ausgelegt. Man könnte fast ohne Kupplung die Gänge knallen lassen. Ich
empfehle es aber nicht! Die Differenz zwischen Ersten und Zweiten Gang ist recht hoch, lässt sich mit
Fahrgeschick aber ausgleichen. Die Gangwahl gestaltet sich als etwas schwierig, weil man mit viel
Gefühl schalten muss.
Wer schon mal mit einer S51 einen Berg hochgefahren ist, kennt das Problem der Übersetzung.
Während der 4te zu groß ist, dreht man im 3ten den Motor fast bis zum Klemmer!
Fahrleistung
Der 2-Takt-Motor wird mit einem Kickstarter in Gang gebracht. Meistens schon beim ersten Kick knattert der typische 2-Takt-Klang aus dem Auspuff.
Eine blaue Wolke benebelt die Umgebung. Den Choke kann man schon sehr bald rausnehmen. Mit etwas Gas bringt man das Gefährt in Fahrt.
Nachdem man etwas Tempo auf der Uhr hat, schaltet man in den 2ten. Zu hoch sollte man den Motor nicht drehen, denn die Maximal-Leistung ist
schon früher erreicht.
Nach einiger Zeit hat man schon ganz schön Fahrt aufgenommen. Die Tachonadel schwankt immer um 10km/h hin und her. Die genaue
Geschwindigkeit lässt sich also nur schätzen. 50ccm Roller überholt man spielend und auch die Beschleunigung ist nicht zu unterschätzen!
Auf der Geraden schafft man locker mal 65km/h und bergab sind auch mal 70 drin. Doch in den Kurven sollte man etwas von Gas gehen. Denn wenn
die nicht klappbaren Fußrasten aufsetzen, macht man schnell mal einen Ausflug ins Grüne.
Langstreckenfahrten sind mit der Simme kein Problem. Der Lenker ist in einer guten Höhe und auch der Kniewinkel lässt sich lange aushalten. Nur
das etwas weiche Sitzpolster ist schnell durchgesessen.
Wartung
Auch wenn das kleine Gefährt fast unzerstörbar ist, kann es trotzdem mal zu einer Panne führen. Ich bin
einmal im Regen stehengeblieben, weil die Zündkerze undicht war und Wasser in den Zylinder ließ. Mit
dem Bordwerkzeug und einer neuen Zündkerze konnte ich aber unterwegs das Problem beheben.
Falls man mal liegen bleibt, sind also kleinere Reparaturen Vorort nicht sehr schwer. Das Bordwerkzeug
sollte einen 10er und einen 13er Maulschlüssel beinhalten, einen starken Schlitzschraubenzieher und
noch einen Kreuzschlitzschraubenzieher. Außerdem einen Zündkerzenschlüssel und einen 17er und 21er
Schlüssel für die Radachsen.
Am Motor kann man mit ein bisschen Erfahrung fast alle Wartungen selber ausführen. Auch das Fahrwerk
lässt sich einfach warten.
Fazit
Dieses Moped ist eine Anschaffung wert! Allein wegen der höheren Endgeschwindigkeit macht es richtig Spaß beim Fahren. Auch eine Reparatur
lässt sich einfach selber bewerkstelligen.
Text: Felgenputzer