Projekte - Simson SR2E - Testbericht
Testbericht Simson SR 2E
In der DDR wurde ab 1959 ein Moped namens Simson SR2E produziert. Die wunderbare einfache Technik gestaltet sich auch heute noch als
unverwüstlich. Inzwischen ist das kleine Zweirad nur selten in einem guten Zustand anzutreffen.
Optik
Der Vorgänger SR1 wurde ab 1955 produziert. Die großen, dünnen Räder und der Sattel erinnerten
aber mehr an ein Fahrrad. Der Nachfolger, das SR2, sollte die Schwächen des SR1 ausbessern und
hatte ein paar Verbesserungen. Die Optik wurde mit kleineren und breiteren Reifen, ausladenden
Kotflügeln und einer Motorabdeckung etwas mehr dem internationalen Standart angepasst.
Die weitere Variante SR2E war zuerst nur für den Export vorgesehen. Doch schon bald löste er seinen
Vorgänger ab. Der SR2E besaß zahlreiche Verbessereungen, wie zum Beispiel eine 3V Monozelle.
Insgesamt ist es ein sehr stimmiges Design. Der tropfenförmige Tank passt gut zur runden Lampe und
auch die Kotflügel sehen elegant aus.
Verarbeitung
Das kleine Moped ist gut verarbeitet. Die wenigen Schweißnähte wurden sauber gesetzt und auch die Blechteile machen einen stabilen Eindruck.
Etwas mangelhaft sieht die Verarbeitung des Motors (der übrigens von Rheinmetall gefertigt wurde) aus. Die Aluminium-Gussteile sind teilweise
schlecht entgratet. Auch das allseits bekannte Problem der Undichtheit des Kupplungshebels an der Motorenunterseite wurde nicht ausreichend
durchdacht. Doch diese Argumente sprechen natürlich nicht der genialen Einfachheit des Motors entgegen. Man könnte das Aggregat mit
zugebundenen Augen, Kopfüber auseinander und wieder zusammen bauen.
Ein weiteres Problem stellte die vordere Federung dar. Die Gabelholme wurden bei den früheren Modellen nicht stark genug ausgelegt, sodass
sie leicht durchrosteten oder Materialermüdung vorkam.
Doch insgesamt ist der SR2 durchdacht und hält auch starken Belastungen stand.
Technische Daten
Mit 55kg ist das Moped ein richtiges Leichtgewicht. Die maximale Zuladung von 90kg beschränkt sich schnell durch die Motorleistung. Denn der
luftgekühlte 2-Takt-Motor bringt 1,5PS bei 5000 U/min und 2,7Nm bei 4000U/min. Ab 1962 leistete der Motor durch eine erhöhte Verdichtung von
7,5:1 sogar phänomenale 1,8PS und 2,86Nm aus 47,6ccm Hubraum.
Mit diesem Leistungsgewicht kann man kein Dragrace veranstalten, kommt aber auf immerhin 50km/h. Dies ist aber wirklich die Grenze, denn die
starken Vibrationen setzen dem Fahrer und Moped zu.
Mit einem Spritverbrauch von ca. 2,1L auf 100km kommt man mit dem Tankinhalt von 6L weit genug.
Fahrwerk
Die Federung fällt etwas primitiv aus. Während beim SR2 vorne und hinten mit
Gummipuffern gefedert wird, erfolgt dies beim SR2E durch Schraubenfedern. Die
vordere Federung mit dem Schwinghebel ist sehr komfortabel, die hintere Schwinge
ähnelt aber eher einem Starrahmen. Zum Glück wurde noch ein gefederter Sattel
verbaut. Gebremst wird mit Innenbackentrommelbremsen mit einem Durchmesser von
90mm.
Die Verstärkung am Zentralrohrrahmen ist praktischerweise wie ein Haltegriff, sodass
man das federleichte Vehikel auch mal mit sich rumtragen kann. Der Lenker ist wie beim
Fahrrad in dem Lenkkopf verschraubt, lässt sich aber leider nicht in der Neigung
verstellen.
Motor, Getriebe
Der Motor ist wirklich nicht kaputt zu kriegen. 1960 starteten die Dresdner Dipl. Ing. Wolfgang Schrader und Rüdiger König mit zwei SR2
Modellen einen besonderen Härtetest. Sie fuhren eine 50 000km Strecke quer durch Europa. Dabei mussten die Fahrzeuge extreme
Klimabedingungen aushalten - mit Bravour!
Dies zeigt mal wieder, wie standhaft Zweitaktmotoren sind. Auch das Getriebe macht mit seinen wenig beweglichen Teilen einen guten Eindruck.
Wobei die 2-Gang-Handschaltung etwas umständlich ist.
Fahrleistung
Zündung an, Benzinhahn auf, Luftfilter zu, Vergaser vollaufen lassen und schon kann
der Motor mit den Pedalantrieb angeworfen werden. Erst läuft er etwas unrund, hängt
nach kurzer Zeit aber schon gut am Gas. Durch die 2-Gang-Handschaltung lässt sich
der Gang durch einen spürbaren Ruck einlegen. Angefahren werden muss mit der
unpräzisen Kupplung und viel Gas. Den zweiten Gang muss man wegen den hohen
Drehzahlen schon bald einlegen. Wieder beschleunigt der Motor und die zitternde
Tachonadel bleibt bei fast 50 Sachen hängen. Mehr traut man dem klapprigen „Fahrrad“
auch nicht zu.
Die Haltung ist entspannt, wobei die Federung aber etwas hart ausfällt. Beim
Abbremsen hilft der Rücktritt. Dieser greift trotz den Trommelbremsen schon kräftig. Die
Vorderradbremse muss mit etwas mehr Kraft betätigt werden.
Wartung
Die Wartung gestaltet sich als sehr einfach. Die wenigen Komponenten, die man ab und zu schmieren sollte, sind leicht zugänglich. Und wenn
man mal den Tank abbauen oder das Hinterrad wechseln muss, lässt sich alles mit zwei Schraubenschlüsseln bewerkstelligen. Wartungen am
Motor sind ebenso einfach. Etwas irritierend isst nur die doppelt vorhandene Ablassschraube für das Getriebeöl. Doch auch eine komplette
Motordemontage ist ohne viel Fachkenntnis machbar. Man sollte sich nur merken, wie was zusammengehört.
Fazit
Kein anderes Moped hat so viel Charme wie der SR2! Die elegante Linienführung und die einfache Technik sind eine Anschaffung wert. Vor
allem, weil man fast alle Arbeiten selbst durchführen kann. Ein Alltagsfahrzeug ist das Moped allerdings nicht - dafür wäre es auch viel zu schade!
Text: Felgenputzer
Fabrikat:
Simson
Typ:
SR2 E
Leistung:
1,5 PS bei 5000 U/min
Fahrzeugart:
Mofa
Hubraum:
47,5 ccm
Baujahr:
1961
Batterie:
3V Monozelle
Gewicht:
55kg
Vmax:
45 km/h