Bike1
Was haben wir geändert?

Zubehör

Sitzbank Einzelanfertigung, Raask-Fußrastenanlage, Probrake Brems- & Kupplungshebel

Motor

Sport-Einzelluftfilter, Marshall 4-in-1 Auspuffanlage

Fahrwerk

Koni Stoßdämpfer hinten, Stahlflex Bremsleitungen
Quadratisches Bild

Weniger ist mehr – die neue Silhouette

Wir wollten der Yamaha XS 1100 optisch einiges an Gewicht nehmen. Schlanker, feiner und reduzierter sollte sie wirken – und genau das haben wir erreicht. Eine flache Sitzbank, deutlich weniger Anbauteile, ein gekürztes und verschmälertes vorderes Schutzblech sowie ein komplett selbstgefertigtes hinteres Schutzblech sorgen für eine deutlich aufgeräumtere Linie. Und was nicht unbedingt nötig war, haben wir schlicht weggelassen. Nur der wuchtige Tank blieb unangetastet. Denn bei der Trinkfestigkeit dieses Eisenschweins braucht man den großzügigen Benzinvorrat.


Das Ergebnis? Ein Motorrad, das den Fokus auf das Herzstück legt – den mächtigen Motor. Diese Urgewalt verdient es, im Mittelpunkt zu stehen. Der Rest? Reduziert auf das Nötigste. Die Optik ist eine ehrliche Summe aus funktionalen Entscheidungen. Irgendwo zwischen Brat Style, Bobber und Racer lässt sich der Stil einordnen – ohne klare Linie, aber mit einer kompromisslosen Funktionalität, die genau zu diesem Bike passt.

Der erste Vierzylinder-Viertakter von Yamaha

„Jetzt aber richtig!“ – das dachten sich die Yamaha-Ingenieure in den 70ern, als sie ihren ersten Vierzylinder-Viertakter entwickelten. Mit Innovationen wie der gegenläufigen Kurbelwelle, die Wheelies verhindert, setzte der Motor Maßstäbe in Laufkultur, Kraftentfaltung und Langlebigkeit. Doch nicht alles war perfekt: Die vordere Verschraubung des Zylinders neigt zum Brechen – bei uns durch eine Verstärkung behoben. Der Kettenspanner musste regelmäßig nachjustiert werden, was wir durch einen selbstspannenden Spanner der V-Max gelöst haben. Und der berüchtigte zweite Gang, der bei vielen XS 1100 gern beim Beschleunigen herausspringt? Zum Glück blieb unser Getriebe davon bisher verschont.

Quadratisches Bild

Hier gibt es keine elektronischen Helfer – nur pure Mechanik, die auf Können und Gefühl setzt.

"Quadratisches Bild
Quadratisches Bild

Kraft und Langlebigkeit

Trotz der kleinen Macken ist der Motor ein echtes Highlight – wenn man ihn zu nehmen weiß. Im richtigen Umgang belohnt er mit einer Kraftentfaltung, die auch heute noch begeistert. Aus dem Drehzahlkeller heraus entfaltet sich die Leistung nahezu linear und bringt seine Pferdestärken beeindruckend auf die Straße. Dabei bleibt er stets souverän, nie hektisch oder überfordert – eher wie ein Zugpferd, das mit Gelassenheit seine Macht demonstriert.


So wundert es nicht, dass viele dieser Motoren problemlos die 200.000-Kilometer-Marke knacken. Unser Exemplar hat bereits 150.000 Kilometer auf der Uhr – und dennoch keinen Bedarf für eine Generalüberholung gezeigt. Motor und Getriebe konnten wir weitgehend unberührt lassen, da sie sich noch in hervorragendem Zustand befinden. Lediglich neue Übermaßkolben und gehohnte Laufbuchsen haben wir spendiert. Streng genommen wäre das nicht einmal nötig gewesen, aber so haben wir jetzt Ruhe für die nächsten 150.000 Kilometer.

Gemacht für die große Tour – mit Grenzen

Lange Strecken, entspanntes Cruisen und schaltfaules Beschleunigen – genau hier spielt das Aggregat seine Stärken aus. Selbst eine flotte Fahrweise meistert das alte Eisen mit Bravour, solange man es nicht übertreibt. Für echte Sportlichkeit fehlen den restlichen Komponenten schlicht die Voraussetzungen: Der Rohrrahmen gerät mit dem Gewicht schnell an seine Grenzen, und die dünnen Standrohre der Telegabel verdienen eher den Titel "Zahnstocher".


Ein wenig mehr Stabilität konnten wir mit Koni-Federbeinen erreichen. Ein Gabelstabilisator hingegen brachte eher Probleme als Lösungen – er verspannte die Gabel mehr, als dass er half. Vielleicht wäre eine moderne Upside-Down-Gabel ein Projekt für die Zukunft.

Quadratisches Bild
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Das beeindruckende Gewicht mag zunächst einschüchtern, doch die Leistung überzeugt auf ganzer Linie.

Geradeaus ein König, in Kurven eine Herausforderung

Und wie fährt sich das Ganze nun? Geradeaus nach vorne – hervorragend! Doch sobald es in die Kurven geht, wird’s anspruchsvoller. Schon bei ihrer Markteinführung war die XS 1100 unschlagbar auf der Viertelmeile, aber in Kurven verlangte sie immer eine sichere Hand. Der hohe Schwerpunkt macht sich nicht nur beim Rangieren bemerkbar, sondern sorgt auch in steilen Kurven für ein etwas unsicheres Gefühl. Mit der richtigen Technik lassen sich Kurven zwar problemlos meistern, doch ist das Fahrverhalten lange nicht so stabil, wie man es sich bei der Leistung wünschen würde.


Beim Bremsen zeigt sich die alte Dame robust: Drei massive Bremsscheiben – jede vermutlich mit einem Gewicht von rund einem Kilo – sorgen für ordentliche Verzögerung. Es braucht kräftige Hände, doch der Druckpunkt ist gut dosierbar. Die Kupplung hingegen verlangt einen gut trainierten Unterarm, weshalb Stop-and-Go zur Tortur werden kann.


Und dann wäre da noch der Kardanantrieb. Zwar beeindruckend wartungsarm, bringt er beim Gasgeben ein deutliches Aufstellverhalten mit sich. Das ist gewöhnungsbedürftig, gehört aber zum Charakter dieses einzigartigen Motorrads.

Quadratisches Bild
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Ein Motorrad, das fordert, aber reichlich belohnt

Auch wenn das Eisenschwein seine Eigenheiten hat, ist es uns gerade deshalb ans Herz gewachsen. Jede Fahrt fordert volle Aufmerksamkeit – jede Kurve will bedacht angegangen und geplant werden. Doch selbst wenn man sich einmal verschätzt, sorgt die schiere Leistung auf der nächsten Geraden schnell wieder für ein breites Grinsen.


Unsere Anpassungen haben das Potenzial des Motors noch deutlicher hervorgehoben. Optisch wirkt das Schiff nun schlanker und agiler, während der satte Klang aus dem Marshall-Auspuff jede Fahrt zu einem akustischen Erlebnis macht. Kleine Macken? Die nimmt man dafür gerne in Kauf.

Projektdaten
Projektbasis Yamaha XS 1100
Baujahr 1978
Gewicht 280 kg
Hubraum 1101 ccm
Leistung 95 PS
Drehmoment 93 Nm
Projektstunden -unbekannt-
Projektkosten -unbekannt-

Die technischen Daten des Motorrades vor dem Umbau gibt es als PDF zum Download:

Technische Daten
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